Fallbeispiel Familie , , Was tun, wenn sich die Tochter oder der Sohn für Islamismus begeistert?
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Wenn sich ein Teenager islamistischen Kreisen zuwendet, bemerkt man das selbst als Elternteil manchmal erst spät. Am Anfang fiel auch Büsras* Mutter nur auf, dass ihre Tochter unzufrieden wirkte. Die beste Freundin des Mädchens kam immer seltener vorbei, und Büsra, die früher ausführlich von der Schule und ihrem Freundeskreis erzählt hatte, wurde ungewohnt ruhig. Sie verbrachte immer mehr Zeit in ihrem Zimmer vor dem Computer und schien Gesprächen mit ihren Eltern aus dem Weg zu gehen.
Büsra versucht, ihre Eltern zu missionieren
Dann begannen die "Predigten", wie der Vater Büsras Monologe über den Islam nannte. Über den Heiligen Krieg und die große Schlacht der Muslime gegen westliche Unterdrückung. Jeder Einwand ihres muslimischen Vaters schien an Büsra abzuprallen. Die Mutter habe "sowieso keine Ahnung
", als Christin sei sie eine Ungläubige und sollte endlich kapieren, dass die einzige Chance, ihre Seele zu retten, der Islam sei. Und zwar der wahre Islam ihrer neuen Freundinnen und Freunde, die sie online kennengelernt hatte. Nicht das, was ihr Vater praktiziere. Er dürfe sich nicht mal Moslem nennen.
Ihre Mutter sah Büsra an, wie sie da am Esstisch saß und sich in Rage redete. Was war mit ihrem Mädchen passiert? Mit der Büsra, die so viel lachte, die zugewandt und neugierig war?
Glaube oder Extremismus?
Am schlimmsten war die Angst, diese erdrückende Sorge, dass ihre Tochter in die islamistische Szene abrutschen könnte. War das noch Glaube oder schon Extremismus? Was sollte sie nur tun? Alle Versuche, mit ihrer Tochter zu reden, scheiterten. Jedes Gespräch endete mit gegenseitigen Vorwürfen und Büsra zog sich immer weiter zurück. Das Kopftuch legte sie nur noch ab, wenn sie zu Hause war.
Die Sorge um die Tochter wächst
Irgendwann kam der Punkt, an dem Büsras Mutter klar wurde, dass sie so nicht weitermachen konnte. Mit der Sorge, der Ohnmacht, den vielen Fragen. Sie brauchte Hilfe von jemandem, der sich mit Extremismus und radikalem Islam auskannte. Im Internet fand sie die Telefonnummer der Beratungsstelle Radikalisierung. Es kostete sie Überwindung, einem Außenstehenden von den Problemen mit ihrer Tochter zu erzählen, aber die Sorge war größer.
Der Anruf bringt Klarheit, Tipps und Hilfe
Die Mitarbeiterin der Hotline hörte ihr zu, fragte nach, beruhigte sie. Natürlich musste man die Veränderung, die mit Büsra vor sich gegangen war, ernst nehmen. Es gab tatsächlich Hinweise, dass sich das Mädchen radikal-islamischen Kreisen zugewandt hatte. Die Einschätzung ihrer Mutter war richtig gewesen.
Auch in dem Bedürfnis, mit der Tochter zu reden, bestärkte die Beraterin ihre Anruferin. Sie gab ihr noch am Telefon Tipps, wie sie mit Büsras Predigten und ihren radikalen Ansichten umgehen konnte. Jede Verbindung zu Büsra sei wertvoll, um mithilfe von Fachleuten eine weitere Radikalisierung zu verhindern – wenn diese wirklich vorlag. Die Mitarbeiterin der Beratungsstelle Radikalisierung riet Büsras Mutter, sich an die Beratungsstelle vor Ort zu wenden. Dort könne dabei unterstützt werden, einzuordnen ob und wie weit sich Büsra radikalisiert hat.
Sie gab ihr die Adresse einer Partnerorganisation weiter, die bereits ähnliche Fälle betreut hatte.
Heute wird die Familie von erfahrenen Beratungsfachkräften unterstützt. Büsra hat begonnen, wieder mehr mit ihren Eltern zu sprechen. Vom Heiligen Krieg redet sie nur noch selten. Die Familie ist auf einem guten Weg, sagen die Fachleute.
*Der Fall Büsra ist fiktiv. Wir behandeln alle Informationen unserer Anruferinnen und Anrufer streng vertraulich, deshalb wird hier kein reales Beispiel beschrieben.