Wer wir sind ,
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Sie haben Angst, Ihr Kind, Ihr Schüler oder Angestellter könnte sich radikalisieren? Ihnen ist unheimlich, wie begeistert Ihre Kollegin über die strikte Einhaltung religiöser Regeln spricht? Es macht Ihnen Sorgen, dass Ihre Freundin den Jihad gut findet?
Wo finde ich Hilfe, wenn sich jemand radikalisiert?
Wir vom Team der Beratungsstelle Radikalisierung sind Ihre erste Ansprechsstelle, wenn Sie Sorge haben, dass sich ein Mensch in Ihrem Umfeld einer radikal-islamischen Gruppe zuwendet. Wir sind für Sie da, wenn Sie nicht mehr weiterwissen. Egal welche Fragen Sie beschäftigen, wir beraten Sie gerne am Telefon.
Unser Ziel: Ihnen helfen, die Situation richtig einzuschätzen. Falls die Gefahr einer Radikalisierung besteht, unterstützen wir Sie dabei, Ihren Freund, Ihr Kind, Ihre Schülerin oder Angestellte zurück in den Freundeskreis, die Familie, in die Klasse, ins Team zu holen. Unsere Beratung ist kostenlos und vertraulich.
Wir hören zu, beantworten Fragen und entscheiden gemeinsam mit Ihnen über die nächsten Schritte. Auf Wunsch vermitteln wir Ansprechpersonen in Ihrer Nähe. Die erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle beraten Sie individuell, auch mit praktischen Tipps.
Wir beraten in den Sprachen Deutsch, Englisch, Türkisch und Russisch. Bei Bedarf arbeiten wir für andere Sprachen mit professionellen Dolmetscherinnen und Dolmetschern zusammen.
Wie erkenne ich Radikalisierung?
Wie in jeder Religion gibt es im Islam gemäßigte und radikale Strömungen. Ein streng gläubiger Muslim oder eine streng gläubige Muslimin ist noch lange nicht religiös extremistisch.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen mit Ihnen deshalb am Telefon zentrale Punkte durch, die erfahrungsgemäß eine Rolle spielen, wenn sich ein Mensch radikalisiert. Wenn ein Punkt oder mehrere Punkte zutreffen, ist das erst einmal nur ein Hinweis: Ihr Schüler oder Sohn, Ihre Angestellte oder Kollegin könnte auf dem Weg in die Radikalisierung sein. Ob sich die Person wirklich einer extremistischen Ideologie zuwendet, lässt sich erst im Laufe der Beratung durch Expertinnen und Experten vor Ort beurteilen.
Was kann ich tun, wenn jemand Extremist wird?
Vertrauen kann helfen, wenn sich jemand einer extremistischen Ideologie zuwendet: Wer seinen Freunden, seiner Familie oder seinen Lehrkräften vertraut, hört ihnen zu und glaubt ihnen im besten Fall. Personen, die sich radikalisieren, ziehen sich aber oft zurück. Die Menschen im Umfeld der Betroffenen haben häufig das Gefühl, nicht mehr an ihr Kind, ihre Schülerin oder ihren Freund heranzukommen. Wie lässt sich diese Bindung wieder stärken? Das besprechen unsere erfahrenen Beraterinnen und Berater mit Ihnen: Was können Sie ansprechen und wie? Was sollten Sie besser nicht sagen?
Je nach Situation können im Laufe der Beratung auch Verwandte, Freundinnen, Lehrkräfte oder Imame einbezogen werden. Das Vertrauen in diese Menschen und in Sie kann Ihren Freund oder Angestellten, Ihre Tochter oder Schülerin langsam aus der Radikalisierung zurückholen oder eine Radikalisierung verhindern. Eine Garantie für Erfolg gibt es nicht. Aber die Erfahrung zeigt, dass es klappen kann.
Über die Beratungsstelle Radikalisierung
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Telefonate hat das Team der Beratungsstelle Radikalisierung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geführt, seit die Beratungsstelle im Jahr 2012 ins Leben gerufen wurde.
In der Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamtes beraten fünf Mitarbeitende die Anrufenden zu religiös begründetem Extremismus. Sie hören zu und begleiten die Ratsuchenden gemeinsam mit mehr als 100 Betreuerinnen und Betreuern in unabhängigen, örtlichen Beratungsstellen. Unter den Mitarbeitenden dort sind Sozialpädagogen und -pädagoginnen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Psychologen und Psychologinnen, Politik- sowie Islamwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen. Sie alle haben Erfahrungen mit islamistischer Radikalisierung und wissen, wie sie helfen können.
Über die Standards in der Beratung des sozialen Umfelds (mutmaßlich) islamistisch radikalisierter Personen können Sie sich in der Allgemeinen Handreichung des Beratungsstellen-Netzwerks der Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) informieren.
Wir verfolgen das Ziel, unsere Arbeit mithilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse stetig weiterzuentwickeln. Daher arbeiten wir eng mit dem Forschungszentrum des BAMF zusammen, das mit der wissenschaftlichen Begleitung im Bereich Deradikalisierung und der Erforschung verschiedener Aspekte des religiös begründeten Extremismus betraut ist. Weiterführende Information über die Arbeit des Forschungszentrums finden Sie hier.
Fachtagung "Dem Extremismus an die Wurzel"
Wie Prävention und Repression zusammenwirken, stand im Fokus einer internationale Fachtagung der Beratungsstelle "Radikalisierung" am 7. und 8. September 2022. Aus über 20 Ländern reisten die Tagungsteilnehmenden in die Zentrale des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg, um sich zum Thema "Dem Extremismus an die Wurzel! – Prävention und Repression im Zusammenspiel zwischen lokaler, nationaler und europäischer Ebene" auszutauschen. Expertinnen und Experten, etwa aus Frankreich, den Niederlanden, Italien, Israel, Neuseeland, Japan und den USA, diskutierten in diesem Rahmen aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen im Bereich der Deradikalisierungsarbeit wie auch neue Präventionsansätzen. Ziel war, mit den hier geschaffenen Impulsen die überregionale Vernetzung zwischen lokalen Akteuren der Präventionsarbeit und ihren nationalen und europäischen Partnern weiter zu stärken.
Keynote-Speeches, Podiumsdiskussionen sowie Impulsvorträge ermöglichten vielfältige Einblicke in die praktische Präventionsarbeit, Erfahrungswerte und aktuelle Arbeitsschwerpunkte von Behörden und Zivilgesellschaft. Dabei wurden unter anderem Herausforderungen im Umgang mit Verschwörungsmythen vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie, die Rolle psychologischer Faktoren im (De-)Radikalisierungsprozess, der Umgang mit Jihad-Rückkehrenden sowie Entwicklungen und Trends im Bereich der Online-Radikalisierung diskutiert und bewährte Praktiken vorgestellt.
Wie das gelungen ist und welche Bedeutung der internationale Austausch für die Extremismusprävention hat, erfahren Sie im neuen Highlight-Video zur Veranstaltung:
Evaluation der Beratungsstelle Radikalisierung
Von April 2016 bis August 2017 evaluierte das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge das Beratungsangebot der im BAMF ansässigen Beratungsstelle Radikalisierung und ihrer, zu der Zeit vier, durch den Bund geförderten zivilgesellschaftlichen Partner vor Ort für Personen aus dem sozialen Umfeld sich (potentiell) radikalisierender Menschen.