Geschlechterrollen im Salafismus , Datum: 07.06.2024, Format: Studie , Neue Perspektiven für die Deradikalisierungsarbeit

Die Studie untersucht die Bedeutung von Geschlechterrollen für den Radikalisierungsverlauf von Frauen und Männern im Salafismus anhand von Echtfällen und präsentiert Ansätze für gendersensible Interventionsmöglichkeiten. Dabei findet eine starke Verzahnung von Wissenschaft und Praxis statt.

Anhand ausführlicher Fallanalysen von sieben Personen, darunter vier Frauen und drei Männern, werden in der Studie Interventionspunkte für eine gendersensible Deradikalisierungsarbeit herausgearbeitet.

Die Fallanalysen zeigen u. a., dass Geschlecht im Kontext Radikalisierung und Salafismus eine zentrale Rolle spielt. Die ideologischen Vorstellungen von Geschlechterrollen werden in der Radikalisierung angenommen. Eine Orientierung an (ideologischen) Geschlechterstereotypen birgt jedoch die Gefahr Radikalisierungsprozesse und Motive nicht individuell zu verstehen und Aktionsmöglichkeiten zu übersehen. Die gelebte Rollenpraxis der Männer und Frauen des Untersuchungssamples lässt erkennen, dass sie Rollen in verschiedenen Bereichen wie etwa Propaganda, Erziehung oder Kampf übernehmen.

Die Ergebnisse wurden zur Validierung in verschiedenen Austauschformaten mit Beratungsfachkräften diskutiert. Gemeinsam mit dem Netzwerk wurde ein anwendungsorientierter Fragenkatalog entwickelt, der dazu beitragen soll, "Gender" in der Beratungsarbeit noch stärker zu berücksichtigen.

Entstanden ist die Studie im Rahmen des Kooperationsprojekts "Interventionspunkte für gendersensible Deradikalisierungsarbeit" an dem das Bayerische Landeskriminalamt, das Hessische Ministerium des Innern und für Sport, das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, das Bundeskriminalamt, das Center for Intelligence and Security Studies (CISS) der Universität der Bundeswehr München und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit der Beratungsstelle "Radikalisierung" und dem BAMF-Forschungszentrum beteiligt waren.

Gefördert wurde das Vorhaben über die Beratungsstelle "Radikalisierung" mit Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI).